Protest vor UN-Mission in Bagdad

Internationale Solidaritätsdelegation fordert Aufhebung des Irak-Embargos

Karin Leukefeld
junge Welt vom 19.04.2002

Die 120 Teilnehmer einer europäischen Solidaritätsdelegation, die sich derzeit in Bagdad aufhält, zogen am Donnerstag morgen in einer Demonstration zum Gebäude des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) in der irakischen Hauptstadt. Auf Schildern forderten sie ein Ende des UN-Embargos gegen den Irak und bekundeten ihre Solidarität mit Palästina. Eine Abordnung der Gruppe wurde zu einem Gespräch eingelassen und übergab ein Protestschreiben an UN-Generalsekretär Kofi Annan.

Nach der gut halbstündigen Besprechung erklärte der Delegationsleiter, der algerische Arzt Abudoudi Abdul, seitens der UN-Vertretung sei zugesichert worden, das Schreiben und Anliegen der Demonstranten an Kofi Annan in New York weiterzuleiten. Einen angebotenen Tee habe man aber abgelehnt, sagte Abudoudi Abdul unter dem Beifall der Demonstranten. Wenn die Sanktionen aufgehoben seien, würde man gerne wieder auf einen Tee vorbeikommen.

»Wir wollen keinen neuen Krieg, und wir fordern die Aufhebung des Embargos, das dem irakischen Volk großes Leid zugefügt hat«, erklärte die belgische Europa-Abgeordnete Veronique De Keyser. »Ein Krieg kann nicht die Lösung dieser Krise sein«, sagte die Sozialistin im Hinblick auf einen drohenden US-Angriff.

Auf Einladung der irakischen »Organisation für Frieden, Freundschaft und Solidarität« war die europäische Solidaritätsdelegation am vergangenen Sonnabend von Brüssel aus nach Bagdad aufgebrochen. Die Teilnehmer kommen aus 17 Staaten, darunter acht Personen aus Deutschland. Auch zwei ehemalige Golfkriegsveteranen der britischen und französischen Armee gehören zur Delegation. Beide sind an den Folgen der DU-Munition erkrankt. In der syrischen Hauptstadt Damaskus schloß sich eine 25köpfige Gruppe aus Algerien an, um ihre »Solidarität mit den europäischen Friedensfreunden und dem Irak« zu zeigen, so eine algerische Lehrerin.

Die Reise in das belagerte Land wurde von der belgisch-niederländischen Hilfsorganisation »SOS Irak« und den belgischen »Ärzten für die Dritte Welt« organisiert. Ziel ist es, gemeinsam mit irakischen Partnern internationale Kontakte zu knüpfen, um das umfassende Embargo auch im Bereich der Wissenschaft und Bildung zu durchbrechen.

Die US-Luftwaffe hat am Montag Ziele im Süden Iraks beschossen. Nach irakischen Angaben wurden bei Angriffen mehr als 350 Iraker getötet und etwa tausend verletzt.

 
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