Wer zahlt den Preis für einen Irakkrieg?

Erfahrungen eines Golfkriegsveteranen

Schreiben einer deutschen Ehefrau eines britischen Golfkriegsteilnehmers an die Redaktionen deutscher Zeitungen.

Liebe Redaktion,

ich bin die deutsche Ehefrau eines britischen Golfkriegsteilnehmers von 1991 und stimme mit der Aussage des US-Außenministers Powell, dass die Verbündeten mehr Informationen in der Irak-Frage brauchen, völligst überein !! Aus diesem Grunde versuche ich mit diesem Brief die Realitäten eines Krieges am Golf einmal ohne Zensur oder naive Gutgläubigkeit in die moralische Überlegenheit des Westens darzustellen. Dabei halte ich mich vielfach an Erfahrungen, die mein Mann und ich während der Operation Wüstensturm 1991 und in den Folgejahren sammelten und die auch eine Erklärung für die nachdrückliche Forderung der USA auf Immunität ihrer Soldaten gerade vor einem neuerlichen Angriff auf den Irak darstellen könnten.

Ich möchte mit diesem Brief aufzeigen, dass die offizielle Darstellung der Geschehnisse am Golf 1991 nicht den wirklichen Erfahrungen der Soldaten vor Ort entspricht und dass ein neuer Krieg mit Sicherheit eine Wiederholung des Geschehenen bedeuten würde.

Lügen und Halbwahrheiten bestimmen bis heute die Irakpolitik Washingtons und Londons.

Wahr ist, Saddam Hussein ist unbestreitbar ein skrupelloser Verbrecher!! Ein Verbrecher, der allerdings nach seinen bestialischen Giftgasmorden an den Kurden1988 von den USA nicht etwa militärisch sanktioniert , sondern im Gegenteil, in höchstem Maße subventioniert wurde.

Aber dies nur am Rande.

Fakt ist, dass die US-Regierung im Golfkrieg 1991 wissentlich Verbrechen gegen die eigenen Soldaten und Kriegsverbrechen gegen irakische Gefangene, Verwundete und die irakische Zivilbevölkerung zugelassen hat und die ehemalige UN-Botschafterin Albright den Tod von mehr als einer halben Million Kinder aufgrund teilweise menschenunwürdiger Sanktionen als "Preis, der es wert ist gezahlt zu werden" bezeichnete.

Drei Kriegsverbrechen möchte ich hier als Beispiel benennen.

Während der ersten beiden Tage der Bodenoffensive setzten drei Brigaden der ersten US-Panzergrenadierdivision auf Panzer montierte "Pflüge" ein, um Tausende irakischer Soldaten, zum größten Teil Verwundete nach einem amerikanischen Angriff, lebendig zu begraben. Oberst Anthony Moreno, Kommandeur der zweiten Brigade gibt zu , dass über eine Länge von mehr als hundert Kilometern die Schützengräben der Iraker einfach verschüttet wurden. Um sicher zu gehen, dass niemand der Verwundeten überleben würde, fuhr noch eine zweite Welle der "Bulldozer" über die, mit Tonnen von Sand gefüllten Schützengräben. Ein klarer Verstoß gegen die Genfer Konventionen und jegliches Völkerrecht !

In der Endphase des Bodenkrieges wurden Tausende irakischer Soldaten, von denen der überwiegende Teil Wehrpflichtige sind, die teilweise schon im Kindesalter zu den Waffen gerufen werden, regelrecht abgeschlachtet. Im April 1991 wurde dem Europäischen Parlament beschrieben: " Hunderte irakischer Soldaten begannen unbewaffnet und mit erhobenen Händen auf die US-Stellung zuzugehen, und versuchten sich zu ergeben.

Die betreffende Einheit hatte jedoch Anweisung keine Gefangenen mehr zu machen....Die Kommandeure der Einheit eröffneten das Feuer, indem sie eine Anti-Panzer-Rakete durch einen der irakischen Soldaten schossen....Zu diesem Zeitpunkt begannen alle in der Einheit zu schießen. Es war ganz einfach eine Schlächterei."

Ein weiterer Vorfall ereignete sich 2 Tage NACH Waffenstillstand. Es ist der, von General Schwarzkopf genehmigten Angriff der 24. Panzergrenadierdivision der US-Armee mit Unterstützung von Apache - Hubschraubern auf irakischen Soldaten.

Das Gemetzel begann um 8.15 Uhr am 2.März 1991 und endete erst kurz nach 12.00 Uhr.

Die amerikanischen Hellfire - Raketen der Apache - Hubschrauber lieferten ganze Arbeit.

Das Pentagon verfügt sogar über authentische Videoaufnahmen dieses Angriffs auf eine praktisch wehrlose irakische Einheit. Sogar Sanitätsfahrzeuge mit Verwundeten wurden nicht verschont. Doch diese Videos wirken natürlich dem Mythos vom "sauberen" Krieg der sogenannten Präzisionswaffen entgegen. Genauso wie die Tatsache, dass es im Golfkrieg den höchsten Prozentualanteil an sogenannten "Friendly Fire"- Vorfällen des gesamten 20. Jahrhunderts gab." Friendly Fire" bedeutet, dass Soldaten eigener oder befreundeter Einheiten

von den eigenen Leuten abgeschossen werden.

Trotz deutlicher Kennzeichnung auf den Dächern der gepanzerten Fahrzeugen sind so neun Freunde meines Mannes ums Leben gekommen. Sie sind von US-Flugzeugen beschossen worden. Mein Mann überlebte nur durch einen Zufall. Er hatte kurz vor dem US-Angriff den Befehl bekommen aus der Kolonne auszuscheren.

Bei einer Beteiligung deutscher Truppen , UNO-Mandat hin oder her, sind unsere Soldaten

definitiv ebenfalls diesen Gefahren ausgesetzt, neben den Angriffen der Gegner.

Aber nicht nur von den "Rambo"- Piloten der US-Air Force droht Gefahr aus den eigenen Reihen. Zehntausende alliierter Golfkriegsveteranen sind heute krank, über 4000 schon gestorben. Ein neues Waffensystem wurde erstmalig im Golfkrieg von den USA und Großbritannien eingesetzt. Hierbei wird DU- Munition , die abgereichertes Uran enthält verwandt. Bei den erkrankten ehemaligen Soldaten, die im Golfkrieg ihren Kopf für die strategischen Interessen einer Weltmacht hinhielten, wurde und wird Uran im Körper nachgewiesen. Dieses Gift wirkt nicht nur radioaktiv und erbgutverändernd, sondern es lähmt auch mit der Zeit die Muskeln des Körpers und die Männer sterben oft am Zusammenbruch der Atmungsorgane. Trotz Drängen verschiedenster Veteranenvereinigungen und Wissenschaftler weigern sich die USA und Großbritannien dieses Gift aus ihrem Arsenal zu nehmen. So wird es auch weiterhin bei kriegerischen Auseinandersetzungen zum Einsatz kommen. Und skrupellos wurde es, gegen die Warnungen verschiedenster Wissenschaftler, an Soldaten, wie meinem Mann "getestet" und nach dem Golfkrieg von den USA in Länder wie Israel, Saudi-Arabien, die Türkei, Bahrein, Taiwan und Thailand exportiert .

Die DU- Waffensysteme sind seit 1978 im Arsenal der US Army. Mit dem Golfkrieg 1991 war erstmalig ein geeignetes "Testgebiet" für diese Waffen gefunden. Angesichts der Tatsache, dass britische Soldaten schon im Juni 1990, also 2 Monate VOR der irakischen Invasion in Kuwait gegen Anthrax, also irakische biologische Waffen, geimpft wurden, lässt den Verdacht aufkommen, dass der Krieg zu diesem Zeitpunkt schon eine beschlossene Sache war...und die diplomatischen "Verhandlungen" ab August 1990 nicht mehr darstellten als eine Pharse. Nun wird in den USA erneut an einer "neuen" Bombe gebastelt. Sogenannte "elektronische Kriegsführung" wird in Militärkreisen heftig propagiert....wäre da nicht der Irak wieder mal ein herrliches Testgebiet ??.....und einen netten Nebeneffekt für die USA und ihre Verbündeten hätte die ganze Sache zusätzlich : Kontrolle über eine der erdölreichsten Gegenden der Welt und die strategische Kontrolle über einen Großteil Arabiens. Somit wären die USA wirtschaftlich und militärisch das mächtigste Land der Welt und die einzige tonangebende Macht überhaupt.

Vielleicht finden ja auch wieder Impfungen und die Verabreichung von nicht gelisteten Medikamenten an die Soldaten statt.

Unter Androhung kriegsgerichtlicher Konsequenzen haben britische Soldaten im Golfkrieg Medikamente , die nicht in den Impfpass eingetragen wurden und die teilweise heftige körperliche Reaktionen, bis hin zu Krampfanfällen auslösten, verabreicht bekommen.

Dabei ging das Militär ziemlich skrupellos vor. " Ihr müsst dieses Zeug nicht nehmen," sagte der Offizier." Aber wenn ihr dann bei einem Angriff krank werdet, stellen wir Euch vors Gericht." Somit war die "Freiwilligkeit" der Soldaten, als "Versuchskaninchen" zu fungieren, gewährleistet und niemand kann rechtlich dagegen vorgehen.

Die ehemaligen Golfkriegssoldaten geben schon lange nichts mehr auf den moralisch erhobenen Zeigefinger des Weißen Hauses. Sie sind geopfert worden, genauso wie die unzähligen Kinder im Irak ! Saddam Hussein ist ohne Zweifel ein brutaler Despot.

Doch das Motiv der USA erneut den Irak anzugreifen besteht mit Sicherheit nicht darin, die Welt von einem gefährlichen Tyrannen zu befreien.

Wir alle sollte begreifen, dass eine Weltmacht wie die USA es nicht nötig hat, sich an irgendwelche moralischen Grundsätze , die sie ja selber zynischerweise so oft propagiert, zu halten....es geht nicht darum Inspektoren, die von den USA selber 1998 vor der neuerlichen Bombadierung Bagdads abgezogen wurden, wieder einzusetzen. Der Irak ist bereit Inspektoren, solange sie keine Amerikaner sind, ins Land zu lassen.

Es geht auch nicht darum, die irakische Bevölkerung von ihrem Joch zu befreien.

Die Menschen im Irak, und hier in der Hauptsache die Kinder, leiden in ungeheurem Ausmaß unter den jahrelangen UNO-Sanktionen, angeführt von den USA. Da stößt einem dieses plötzliche Interesse der US-Regierung an dem Wohl der Menschen im Irak seltsam sauer auf !

Unsere Erfahrung mit der Mentalität des Pentagon, sowie des britischen MoD lässt uns glauben, dass der wahre und einzige Grund für eine Intervention im Irak alleine und ausschließlich die Verwirklichung machtpolitischer Expansionspolitik ist.

Und dafür geht man über Leichen, auch wenn es die eigenen Leute sind !

Tina Ellis,

Rietberg 6.9.2002,